Abflug in Hamburg mit Scandinavian Airlines bei etwas unterkühlten Temperaturen aber ohne Schnee. Zum Glück kündigte die Wetter-App für Oslo weiße Aussichten an. Einen kleinen Vorgeschmack gab es beim Blick aus dem Fenster: kleine Eisblumen wuchsen an der Scheibe und Wolken von oben zu sehen finde ich grundsätzlich sehr faszinierend.
Der Anflug auf den Lufthavn Oslo-Gardermoen präsentierte zwar eine dicke Wolkendecke im Umland von Oslo, aber auch eine sehr verschneite Landschaft. Auch auf dem Rollfeld lag (zenti)meterhoch Schnee. Alles bestens also :-)
Vom Flughafen aus hat man verschiedene Möglichkeiten, in die City zu fahren. Am sinnvollsten ist es, den Zug zu nutzen – entweder die Regionalbahn oder den Schnellzug, der ohne Halt bis zum Hauptbahnhof (Sentralstasjon = Oslo S) fährt.
Zu Fuß kann man von dort aus gut zu den meisten innerstädtischen
Unterkünften gelangen oder man nutzt das hervorragend ausgebaute Netz von #Ruter.
Das Hotel, in welchem ich übernachtet habe, kann ich nur wärmstens emfehlen: das ANKER Hotel. Es liegt ca. 15 Minuten zu Fuß entfernt vom Bahnhof am Flüßchen Akerselva, welches sich fast mittig durch die Stadt schlängelt und an welchem man wunderbar entlang spazieren kann. Das habe ich natürlich noch gemacht – stromabwärts, hin zum wunderschönen Opernhaus von Oslo, eines der neuzeitlichen Wahrzeichen dieser schönen Stadt.
Vorbei geht es an Skulpturen, wunderschöner Architektur und Licht-Installationen – im dicksten Flockenwirbel, der mir trotz frostiger Temparaturen ein Lächeln ins Gesicht zaubert.
Und da ist das berühmte
Ballett- und Opernhaus. Umsäumt von den Baukränen, die im so genannten Barcode-Viertel und unterhalb des Ekeberges ein neues Stadtviertel entstehen lassen,
bricht sich die spektakuläre Fassade der Oper durch die Schnee- und Eisdecke. So wirkt es zumindest.
Das
BARCODE-Projekt im Stadtviertel Bjørvika besteht aus 12 Hochhäusern, die unterschiedlich breit und hoch sind und ziemlich faszinierende Fassaden haben. Die daraus resultierende Skyline an der Uferpromenade neben dem Opernhaus ist inzwischen ebenso berühmt wie das Operahuset. Es entstehen noch weitere Häuser drumherum, das Spektakulärste wird die neue Hauptfiliale von Oslos
Deichmanschen Bibliothek, welche noch in diesem Jahr eröffnet werden soll. Sie wird einmal zu den berühmtesten in Europa zählen.
Vom Dach der Oper hat man den besten Blick auf die Großbaustellen. Etwas gefährlich, es im Winter zu erklimmen, denn selbst die Treppen sind und bleiben zugeschneit. Unter dem Schnee ist es auf dem überfrorenen feinsten Marmor spiegelglatt und so ist so mancher Sturz kaum zu vermeiden. Betreten auf eigene Gefahr – aber es lohnt sich.
Auf diesen Fotos sind die BARCODE Häuser nicht zu sehen (ich hatte sie schon bei schönerem Wetter im Frühling fotografiert), aber es lohnt auch ein Blick auf diese Wimmelbilder. Wer bitte hat schon eine Laufbahn im Office und was macht der Handwerker auf der zu kurzen Leiter?!
Man sollte seine Augen im wunderschönen Oslo offen halten und sich mitreißen lassen von dieser skandinavischen Metropole. Wenn man gerade nicht Kunst von Menschenhand bewundert, dann zeigt die Natur, dass sie alle und alles inspiriert hat.
Am Ufer des Flüßchens Akerselva entdeckt man etwas skurile Gebäude, die ebenfalls ihren Charme haben, wie dieses, welches mich irgendwie an den Film „Inception“ erinnert. Oder übergroße „WALLIs“, die vermutlich für trockene Wände sorgen. Leider sind zwar nicht alle Grafittis schön, aber auch hier gehören sie zum Stadtbild. Im Künstlerviertel Grünerløkka gibt es ganz wundervolle Kunstwerke aus der Spraydose, die absolut sehenswert sind.
Und immer wieder stolpere ich über Musik. Eine Erinnerung an die letzten Konzerte und ein kleiner Vorgeschmack auf die nächsten.
Doch nun ging es nochmal zum und in das Opernhaus, das jeden durch eine im wahrsten Sinne des Wortes ausgezeichnete Architektur staunen lässt.
Sie verbindet äußerst harmonisch die Kühle des Stahls mit der Wärme des Eichenholzes und die Glasfassade lässt das Licht die Halle durchfluten.
Wenn man nach draußen blickt, entdeckt man (so man es nicht schon längst wahrgenommen hat) eine ganz beeindruckende Skulptur:
„Hun ligger / She lies“ von der italienischen Künstlerin Monica Bonvicini. Es ist dem Gemälde „Das Eismeer“ von Caspar David Friedrich nachempfunden und so türmen sich wie auf seinem Bild zu Kunst gewordene Eisschollen im Hafenbecken von Oslo auf. In der zugefrorenen See fügt sich die Skulptur ganz harmonisch in die Farbrange des Winters: blaugraue Schattierungen, die Lichtreflexe auf dem Glas und die Spiegelungen auf dem Eis üben auf den Betrachter einen ganz besonderen Zauber aus.
Auf der Hafenpromenade entlang Richtung Tjuvholmen eine andere, sehr zeitgenössische Architektur am Kai, aus welcher Rauch aufsteigt. Erst dachte ich, es wäre eine Räucherstube auf dem Wasser, aber es war skuriler: eine
Floßsauna liegt hier und die wurde auch gerade genutzt – samt Eisbad im Hafenbecken ...
Weiter geht's an der Burgmauer von der
Festung Akershus, die ich vor zwei Jahren besichtigt habe, was man auch machen sollte, wenn man Zeit hat und es nicht so kalt ist. Das alte Gemäuer beherbergt auch das Norwegisches Verteidigungsmuseum, welches auf sehr lebendige Art Norwegens Militärgeschichte vermittelt.
Und immer wieder steht einem die Kunst buchstäblich im Weg. Auch wenn man sich hier nicht setzen möchte, haben die Stühle mit Blickrichtung Wasser ihren Charme. Andere Skulpturen erinnern an Zeiten, die man nicht (wieder) erleben möchte.
Dann steht man vor der Bucht Pipervika, in welche die Rådhusbryggen hineinragen, an denen die Schiffe anliegen. Das Meer ist bis weit in den Fjord hinein größtenteils zugefroren. Risse ziehen sich hindurch und bilden Eisschollen, auf welchen die Möwen auf was genau warten? Die Fähre B1, als einzige Linie in den Herbst- und Wintermonaten unterwegs zu den Inseln Hovedøya – Bleikøya – Gressholmen – Lindøya Osten – Lindøya west – Nakholmen – Hovedøya, zieht wenige Male am Tag ihre Bahn durch das „Eismeer“.
Und immer wieder Kunst. Ob es ein chices Graffiti eines Zebras ist, das mich an den faszinierenden Urlaub in Südafrika erinnert, die Skulptur eines Tauchers, der auf das Meer blickt und dem die Flossen angefroren sind oder ein fast frei schwebendes Gebilde inmitten der Häuserfronten von Tjuvholmen. Man sollte in Oslo stets in alle Richtungen schauen, es lohnt sich immer. Manchmal zaubern einem auch die einfachsten Werbebanner ein Lächeln ins Gesicht.
Wer durch den noch recht jungen Stadtteil
Tjuvholmen spaziert wird sehr viel Kunst und eine wunderschöne Architektur entdecken. Die Gebäude wurden von mehr als 20 verschiedenen Architekten entworfen. Die auch hier wunderbar gelungene Symbiose von Stein, Stahl, Glas und Holz prägt die Skyline. Und dort, wo sich der Fjord an den Stadtteil schmiegt, steht eine der Hauptattraktionen von Oslo: das vom Meisterarchitekten Renzo Piano entworfene Astrup Fearnley Museum.
Auf dem Areal selber finden sich viele Skulpturen – ich
persönlich mag „White Snow Cake“ von Paul McCarthy und „Moonrise. east. November“ von Ugo Rondinone sehr gern.
Irgendwann möchte man sich gerne mal aufwärmen und das kann man entweder in einem der zahlreichen Cafés und Restaurants, wo für jeden Geschmack etwas dabei ist, oder man fährt so wie ich nach Toyen zum
Botanisk Hage. Der große, wunderschöne Garten ist ein Teil der Universität von Oslo und lädt zum Spazieren ein – oder man nimmt sich eine Auszeit im Palmhuset und Victoriahuset, genießt die fremd anmutende Natur und vor allem im Victoriahaus die subtropischen Temperaturen.
Auf dem Weg zurück zum Hotel zieht es mich in ein Geschäft voller Gitarren – das
Vintage Gitar. Einige erinnern mich an den einen oder anderen Gitarristen und Bassisten, die ich in den letzten Jahren auf den Bühnen gesehen und fotografiert habe. Hier stehen die Rolling Stones direkt neben den Beatles und es findet sich so einiges, was man für's Musik machen mit 5 oder mehr Saiten benötigt. Nette Gespräche mit den Jungs im Geschäft bekommt man noch dazu.
Ein Besuch auf dem Holmenkollen, eines der berühmtesten Wahrzeichen von Oslo, lag und liegt mir besonders am Herzen. Hier befindet sich die Skisprungschanze, das Holmenkollen-Museum, ein Skisimulator und nebendran ein Stadion, die National Skiarena, mit dem Schießstand für Biathlon und dem Zieleinlauf.
Ab der Bahnstation geht es zu Fuß weiter und vorbei an hohen Schneebergen und dick eingeschneiter Winterlandschaft.
Im
Holmenkollen-Skimuseum kann man viele Ausstellungsstücke von über 4.000(!) Jahren Skilaufen besichtigen. Aus der jüngeren Vergangenheit zum Beispiel die Medaille vom norwegischen Skispringer Espen Bredesen, der zu jenen fünf Athleten zählt, welche die wichtigsten vier Wettbewerbe im Skispringen (Olympia, Weltmeisterschaft, Gesamtweltcup und Vierschanzentournee) gewonnen haben. Oder die Langlaufski samt Schuhe und die Waffe von der norwegischen Biathlon-Legende Ole Einar Bjørndalen, der als einer der erfolgreichsten Winterolympioniken gilt.
Die Gondeln vom Skilift stehen still und frosten ihr Dasein, ebenso wie alles, was der Schnee unter sich begraben hat, um es im Frühling wieder freizugeben und so ist der Geist des Wintersports hier mehr zu spüren als sonstwo in dieser Stadt.
Im Museum befindet sich auch der gläserne Lift zum Sprungturm. Bereits auf der Fahrt kann man einen Ausblick auf Oslo erhaschen und dann trete ich ins Freie und werde vom eisigen Wind, der nicht nur hier oben kräftig wehte, sondern auch schon unten Masten erzittern ließ, einfach eingefroren.
Die Aussicht auf Oslo und den Fjord ist schlecht bis sehr schlecht – feine Eiskristalle verwirbeln in der Luft und lassen nur erahnen, wie schön es ist. Ich kenne diesen Ausblick schon, vor allem im Frühjahr, und so war ich nicht wirklich enttäuscht und bestaunte eher die Kraft der Natur. Und den Mut, den Skispringer haben, wenn sie von dieser Schanze in die kleine „Schüssel“ springen.
Wer einen Sprung oder eine Abfahrt mal virtuell erleben möchte, kann sich in den Skisimulator stürzen. Mit frischem Anstrich sieht schon das Ansehen der Bewegungen sehr sportlich aus. Die Gesichter der Insassen meistens weniger.
Schon auf dem Weg zur Skisprungschanze sind mir Wortfetzen aus einem Megafon entgegen geschallt und von der Schanze aus sah ich auch, woher diese kamen: Im Areal drumherum fand an diesem Tag (und auch an dem folgenden, wie ich feststellen sollte), ein Skilanglauf-Wettkampf statt, der
HOLMENKOLLMARSJEN. Über 3.000 Läufer waren unterwegs und wurden im Stadion von Besuchern, aber vor allem sicher von Familie und Freunden beim Zieleinlauf bejubelt. Natürlich wollte ich dieses Event, welches mir so vor die Füße gefallen ist, nah erleben und so stampfte ich durch hohen Schnee zur Tribühne.
Intersport, Gilde und OBOS
haben diesen Wettkampf ausgerichtet und so bekam ich einfach mal eine Sitzunterlage, ein Knäckebrot und eine Norwegen-Fahne in die Hand gedrückt. Ein sehr herzliches, sympathisches Volk – tusen takk! Den Athleten, die hier teilgenommen haben, meinen allergrößten Respekt! Ich weiß aus eigener Erfahrung, wie anstrengend es ist, in den Loipen viele Kilometer in der Kälte unterwegs zu sein! Und es war fast, als wäre man bei Olympia dabei, was zeitgleich in Pjöngjang stattfand, wo Leistungssportler aus Norwegen ebenso hervorragende Rennen in den Skisportarten bei noch viel arktischeren Temperaturen ablieferten. GRATULERER!
Trotz allem Enthusiasmus für diesen Wintersport ist die Kälte doch irgendwann übermächtig und man möchte sich wieder bewegen. Zumindest ins Warme. Und hier bietet sich ganz wunderbar in unmittelbarer Nähe das sehr liebevoll eingerichtete Hoppkaféen im Fuße der Schanze an.
Etwas angetaut bestaune ich nach Kaffee und Kuchen draußen noch die Wunder der Natur, bevor es mich wieder Richtung City zieht, wo ein ganz besonderer Abend auf mich wartete.
Oslo Spektrum – Norwegens größte Mehrzweckhalle war an diesem Abend Schauplatz eines Konzertes von
a-ha. Den drei Musikern, deren Weg ich schon seit früher Jugend verfolge und deren Fan ich seitdem bin. Und die letztlich unter anderem meine Begeisterung für Norwegen, speziell Oslo, ausgelöst haben. Gut, dass sie nicht aus Asien oder Amerika kommen, da wäre es mit einem Besuch in ihrer Heimat schon etwas komplizierter gewesen ...
Sänger Morten Harket, Keyboarder Magne „Mags“ Furuholmen und Gitarrist Paul Waaktaar-Savoy waren auf Tour mit ihrem MTV-unplugged Album „Summer Solstice“. Nach vielen Jahren haben sie endlich dem Wunsch und Drängen von MTV nachgegeben und viele ihrer sehr erfolgreichen Titel als unplugged Versionen aufgenommen. Ihr Bandsupport waren wieder die bekannten und großartigen Musiker Even Ormestad (Bass), Morten Qvenild (Piano), Karl Oluf Wennerberg (Drums) und Lars Horntveth (er kann einfach alles spielen). Der Sound dieses Albums und der Tour wurde zudem von drei Damen an Violinen und dem Cello zu etwas ganz Besonderem: Madeleine Ossum, Emilie Heldal Lidsheim sowie Tove Margrethe Erikstad sorgten für die klassischen Töne und sangen auch als backing vocals.
Der Bewegungsradius von Morten, Mags und Paul war passend zum Arrangement sehr reduziert, sie waren dafür mal näher beisammen als sonst. Die Lichtshow und die Bespielung der Screens war ziemlich großartig und so verflog die Zeit während des Konzertes leider viel zu schnell. Ich hatte so manches Mal Gänsehaut – vor allem bei einem meiner Lieblingslieder „Stay on these roads“, was in der Accoustic Version noch berührender klingt. Oder beim sehr dynamischen Violinenteil von „This alone is love“, bei dem man doch am liebsten aufspringen möchte. Besonders gefreut hat mich, dass einer der berühmtesten Stücke, nämlich der Titelsong des gleichamigen Bond-Films „The living daylights“ (dt. „Der Hauch des Todes“) wieder gespielt wurde. Es war also zum Glück nicht wie beim „eigentlich letzten“ a-ha Konzert im Dezember 2010 von Mags in Oslo verkündet „last chance in history“, hier mitzusingen ...
Dieses Konzert nun habe ich glücklicher verlassen, wohl wissend, dass es diesmal kein Abschied für immer ist.
Olympia is everywhere! Es ist großartig, auf dem Weg zur Oper am Bahnhof über eine Videowall von Eurosport zu stolpern, auf welcher live Wettkämpfe übertragen wurden! Passend dazu waren Feuerschalen
dekorativ neben Holzbänken platziert, auf denen kuschelige Rentierfälle lagen, die eine ziemlich großartige Sitzunterlage in der Kälte sind. Und so haben Reisende, Touristen oder Einwohner gern innegehalten, um den Wettkampf ein paar Minuten lang zu verfolgen und den Athleten die Daumen zu drücken. Hier wird Wintersport einfach auch multemedial gelebt – zumindest in Nordeutschland für mich unvorstellbar.
Noch einmal zog es mich zur sehr stylischen Architektur des Osloer Opernhauses. Vom Ufer aus sah ich nochmal die Flußsauna und dann ging's nochmal sehr vorsichtigen Schrittes die nicht mehr vorhandenen Marmor-Stufen hinauf auf das weit ausladende Dach, entlang der beeindruckenden Fassade. Diesmal klappte das sogar ohne Sturz.
Die Botschaft war nicht meine, aber sie berührte mich, wie so vieles an diesen Tagen. Das schreibt nur jemand, der gerne hier war, der Oslo genau wie ich sehr lieb gewonnen hat. Und der vermutlich – so wie ich – wiederkommen wird. Man sollte jeden Moment genießen, aus allem das Beste machen und die Bilder nicht nur digital, sondern auch tief ins Herz sch(l)ießen. Das Zitat von Walter Ludin (Schweizer Journalist, Redakteur, Aphoristiker und Buchautor) trifft es ziemlich genau: „Ohne Abschied gibt's kein Wiedersehen. / Without saying goodbye there will be no reunion“.
Die Baustellen um die Oper an der Bispevika samt Kränen sind nicht besonders schön anzusehen, aber hier entsteht wieder eine wunderbare Architektur. Und es kann selbst eine Fassade mit Gerüsten und in diesem Fall Rolltreppen einen Blick wert sein.
Wie bestellt oder wie zum ganz besonderen Abschied von diesem schönen Wahrzeichen unter meinen Füßen kam eine Möwe geflogen und setzte sich neugierig und zur Belustigung der Touristen auf die Brüstung. Sie hatte wohl Hinterlassenschaften ihrer Kameraden für Futter gehalten. Und so war sie ein weiteres schönes Fotomotiv für mich – gerade in Kombination mit der fantastischen Skulptur „Hun ligger / She lies“ und der riesigen Fähre von DFDS im Hintergrund.
Ich wollte dann unbedingt nochmal Winter extrem und machte mich abermals auf den Weg zum Holmenkollen.
Auf dem Weg zur Bahnstation kam ich wieder am Gebäude vom Dagens Næringsliv, der landesweiten norwegischen Tageszeitung vorbei, welches
mich immer aufs Neue fasziniert. „Das Gefühl für die richtigen Proportionen eines Gebäudes kann man nicht studieren.“ sagte Don Justo Gallego Martinez, der spanischer Mönch, der seit 40 Jahren seine eigene Kathedrale baut (ohne Bauplan und Baugenehmigung). Bei diesem Gebäude kann man die besondere Ausstrahlung spüren. So mancher hätte diese kühne Architektur schon auf dem Papier als moderne Spielerei abgetan, aber Oslo ist eine Stadt, die an vielen Orten zeigt, dass Außergewöhnliches eine Chance hat. Und dass es sich lohnt, Kreativität auszuleben.
Es war so viel Neuschnee gefallen, dass es sogar bei der U-Bahn auf der Strecke Signalstörungen gab und ich den Bus nehmen musste, in welchen gleich mal ein großer Schwung Familien mit Kindern und Skiausrüstung eingestiegen ist. Bis in die letzte Ecke gefüllt fuhr der Bus dann recht problemlos durch den Schnee auf den Berg. Hier streut man scheinbar kein Salz auf die Straßen, um die schöne Natur und Ökologie nicht zu schädigen. Hier kommt man so damit klar. Oder streut auf den Gehwegen Kies, den man später zusammenfegen kann. Die Norweger leben wirklich sehr im Einklang mit ihrer Natur, nicht nur, was die Energieversorgung betrifft, die sehr von erneuerbaren Energien geprägt ist. Fast der gesamte Stromverbrauch wird durch die heimischen Wasserkraftwerke abgedeckt und so verwundert es auch nicht, warum es in Norwegen so viele Elektroautos und Hybridautos gibt.
Am Holmenkollen angekommen war es nur am Fuße des Areals ruhiger, ansonsten war weitaus mehr los als am Tag zuvor. Heute waren nämlich die Kinder in den Loipen unterwegs und so glich das Stadion einem Wimmelbild ... In Norwegen wächst man seit früher Kindheit mit den Wintersportarten auf und das Land investiert viel in den Nachwuchs. So verwundert es nicht, dass es so viele großartige Athleten hervorgebracht hat, wie auch diese Winterolympiade wieder eindrucksvoll gezeigt hat. Deutschland ist allerdings sehr verdient Zweiter im Medaillenspiegel.
Leider kam in diesen Tagen so gar keine Sonne raus – der Himmel war wolkenschwer und so gab es einfach jegliche Grauschattierungen – abgesehen von der vielen bunten Skikleidung und den Schneemobilen, die vollgeschneit im Gelände standen und schön anzusehende Farbkleckse waren.
Die Eiszapfen am Teamcafé hatten ihren ganz besonderen Charme, denn sowas habe ich schon sehr lange nicht mehr gesehen. Kleine Wunder der Natur, für die ich die beißende Kälte gerne in Kauf nehme.
Und wieder ein Abschied – diesmal von der Faszination Holmenkollen und der spektakulären Architektur der Skisprungschanze, wo gegenüber die Skulptur eines sieben Meter hohen
Trolls des Bildhauers Nils Aas über die Athleten wacht und sicher Glück bringt. Mit Schnee auf dem Haupt gefällt er mir noch besser als wenn er über sattes Grün schaut.
Ein letzter Blick in das verschneite Areal rund um die Schanze. An einem Telegrafenmast bleibt der Blick hängen: 007 war auch schon hier :-) Das
Scandic Holmenkollen Park sieht in seiner typisch norwegischen roten Holzfassade im weißen Schnee wunderschön aus und die zur Seite aufgeschobenen Schneeberge überragen mich bei weitem.
Verloren ist nur, was man aufgibt. Ich hoffe, diese mit viel Liebe gestrickte Mütze mit dem kleinen Elch hat einen neuen Besitzer gefunden. Weiß in weiß kann man in diesen Tagen einiges übersehen – so wie dieses Haus unter den Schneemassen am Hang des Berges.
Auf dem Weg zum
Frognerparken läuft man mal eben am Colosseum vorbei – hier allerdings ein Kino und für mich eine schöne Erinnerung an Rom.
Der Park unweit des königlichen Schlosses ist der größte in Oslo und lädt ein zum Spazieren, Verweilen und Spielen. Wenn es nicht Winter ist, finden sich hier viele Pflanzenarten. Unter der Schneedecke war davon natürlich nichts zu sehen, aber das Knirschen der Schritte im Schnee, die klare, kalte Luft und die verschlafene Natur haben auch ihren Reiz. Viele nutzten die Hügel zum Rodeln, mir wären Langlaufski lieber gewesen. Wenn ich hier wohnen würde, hätte ich die auch mit Sicherheit im Keller.
Mitten im Frognerparken befindet sich der
Vigelandsparken (Vigeland Skulpturenpark). Hier finden sich mehr als 200 Skulpturen des Bildhauers Gustav Vigeland (1869–1943) in Bronze, Granit und Schmiedeeisen. Sie sind sehr beeindruckend, wenn auch nicht die Art von Kunst, die mich berührt. Aber zum Glück ist in der Kunst und im Leben für jeden Geschmack etwas dabei ...
... so wie dieses wunderschöne schmiedeeiserne Tor des Parks oder das im typisch norwegischen Stil gebaute Haus, das wie zwischen den beiden moderneren hellen wirkt wie ein Oreo-Keks, nur andersherum. Aus dem Firstende ragt ein Drachenkopf.
Der Drachenstil ist ein Architekturstil, der vorwiegend in Norwegen um 1900 Verwendung fand. Die Wikingerzeit prägte diese Ornamentik, ebenso wie Ranken, Knoten und die Drachenschlange. Es wirkt mit dem weißen Schnee darauf besonders schön und irgendwie märchenhaft.
Wenn man Oslo besucht, sollte man auch die königliche Residenz (
Det Kongelige Slott) besuchen. Für jemanden, der aus einem Land ohne Monarchie kommt, fühlt es sich für mich etwas speziell an, ein Schloss zu sehen, welches wirklich von einer Königsfamilie bewohnt wird. Im Sommer gibt es hier Führungen, im Winter spaziert man durch den schönen Park und schaut der Wachablösung der königlichen Garde zu.
Auch im Slotsparken gibt es natürlich viele Skulpturen. Mir gefällt «Kanin i trøbbel» (“rabbit in trouble”) am besten im Princess Ingrid Alexandra’s Sculpture Park. Es erinnerte mich an den wunderschönen Titel "
Sox of the Fox" der Band BRIDGES, deren ehemalige Bandmitglieder Magne Furuholmen und Paul Waaktaar-Savoy dieses Lied gerade mit a-ha wieder aufleben lassen.
Einen Schneemann habe ich allerdings in diesen Tagen vergeblich gesucht. Vielleicht wird der hier einfach nicht so oft gebaut, weil Norwegen im Winter ja immer viel Schnee hat. So rollen eher die Touristen mal eine Kugel zusammen. Diese haben ich mal als etwas christlichen Schneemann durchgehen lassen.
Die belebte Karl Johans gate geht es dann wieder Richtung Hotel, vorbei an wunderschöner Architektur und dem Nationaltheater (nicht im Bild).
Das Parkverbotsschild direkt an der Tür eines Nebeneingangs war für mich wieder ein Foto wert. Die vielen kleinen zauberhaften Glühlämpchen an den Bäumen der Hauptstraße sorgen für eine besondere Atmosphäre. Im April vor zwei Jahren dachte ich noch, man hätte vergessen, die Weihnachtsbeleuchtung abzunehmen. Scheinbar sind sie immer der Lichtschmuck an dieser Straße.
Selbst Flächen, die mal nicht so toll in die Umgebung passen, werden zum Kunstwerk. So wie ein Imbiss, deren Wand ein Graffiti mit Rotkehlchen ziehrt.
Gleich nebenan befindet sich die
Eisbahn Spikersuppa, wo man von Dezember bis Februar/März kostenfrei Schlittschuh laufen kann. Zuzusehen macht aber zuweilen auch schon Spaß ...
Immer und überall findet sich die Flagge von Norwegen. Das leuchtende Rot des Kreuzes wirkt im Winter noch schöner und irgendwie ist es schön zu sehen, dass Norwegen so viel Nationalstolz hat. Natürlich dürfen sie auch auf dem schönen GRAND HOTEL nicht fehlen, welches mir am nächsten Morgen noch ein ganz besonderes Motiv bieten sollte.
Altehrwürdiger Charme wie das
Parlaments-Gebäude (Stortinget) berührt mich ebenso wie ein einfaches ROCK'N'ROLL Schild am Haus des Gehörlosenverbundes Norwegens. Oder ein Namensschild von einem Geschäft um die Ecke. Ja, DAYS LIKE THIS sollte man mit allen Sinnen genießen!
Ein vorerst letzter Blick zur wunderschönen
Domkirche mit den Glasmalereien von Emanuel Vigeland und zum Schloss auf der Anhöhe. Wieder wirbeln dicke Flocken im sehr kalten Wind. Der Löwe vor dem Parlamentsgebäude trägt eine Schneehaube und träumt vom Frühling. Und auf dem Dach des GRAND HOTELs gibt es eine Menge zu tun ...
Ein wenig wie Tetris wirkt die FJÄLL RÄVEN Dekoration im Schaufenster – ein bunter Fleck, bevor nochmal Weiß- und Grauschattierungen den Abschluss meiner Reise bilden. Wunderschön wirkt die Winterlandschaft um Oslo und umso näher man dem Flughafen kommt, umso stiller wirkt sie.
Im Flughafengebäude lohnt ein Blick nach oben – auch hier ist die Architektur gelungen. Draußen schneien die Park- und Landebahnen immer mehr ein – hier in Norwegen scheinbar kein Problem. Die Flugzeuge kommen zwar etwas langsamer in Schwung, aber dafür gibt es optisch eine tolle Symbiose zwischen der Kraft der Natur und der Technik. Einzig das Rot der Norwegian Airline leuchtet an diesem Gate im Schnee.
Ich habe viele schöne Sehenswürdigkeiten von Oslo nicht gesehen, weil man in der Kürze der Zeit nicht alles sehen kann, weil ich einiges schon vor zwei Jahren fotografiert habe, was ich später in einem anderen Album noch zeige und weil ich wiederkommen werde. Und mir dann vielleicht auch die Zeit für mehr Norwegen nehmen möchte.
Tusen takk, Oslo, vi ses.