Event- und Konzertfotografie:
Großkundgebungen der Veranstaltungsbranche: „ALARMSTUFE ROT“
"Musik. Sie legt sich auf und geht unter die Haut, in den Bauch, in den Kopf, ins Rückenmark.
Sie wirkt im besten Sinne und Falle subversiv, ist ein spitzer Stachel und hält die Entzündung wach, die bestehenden Verhältnisse zu ändern. Sehnsucht zu provozieren.
Sie ist Treibstoff für eine produktive positive Untröstlichkeit.
Und vor allem ist sie auch immer das, was sie nicht ist."
(Helmut Oehring)
Als wäre es gestern erst gewesen, als Tausende Menschen, die in der Veranstaltungsbranche arbeiten, auf die Straße gegangen sind, um für ihre Existenz zu demonstrieren. Am 9. September zogen sie motorisiert und zu Fuß durch Berlin zum Brandenburger Tor und auch am 28. Oktober 2020 verliehen sie ihrer Not rot und lebhaft Ausdruck.
Mehr als 90 Prozent der 6.stärksten Wirtschaftsbranche sind seit vielen Monaten ohne Einkommen und nachdem der Sommer ein Hauch von Hoffnung erahnen ließ, wehte nun im Herbst der Wind noch viel kräftiger – viele haben einfach keine Kraft mehr zu kämpfen, sind am Ende oder in anderen oder ihren alten Jobs tätig.
Ausgerechnet die Veranstaltungsbranche, in der man bei Events eng beisammen steht und lauthals redet oder mitsingt, hielt vorbildlich Abstand – natürlich nur optisch und ganz im Zeichen der Corona-Verhaltensregeln. Die letzten Monate hat sie aber alle noch viel enger zusammengeschweißt: Künstler und Veranstalter, Techniker und Gastronomen, Schausteller und Schauspieler, Hotels und Reiseunternehmen und viele mehr, die ich an dieser Stelle vergessen habe aufzuzählen.
Mit einem Kloß im Hals und mehr als 2 Armlängen Abstand verfolgte ich die Kundgebung direkt vor der Bühne.
Die Veranstalter und Organisatoren hatten wieder Großes auf die Beine gestellt in Hörweite der Regierungsgebäude. Dort tagte man seit dem Morgen über die nächsten Maßnahmen und die letztendliche Entscheidung war sowohl absehbar, als auch unfassbar für genau die Menschen, die sich bei der Kundgebung in Berlin und anderen Städten versammelt hatten. Auf der Bühne hielten viele Menschen aus der Eventbranche sowie Politiker verschiedener Parteien flammende Reden. Da waren Claudius Dreilich und Christian Liebig von KARAT, Olaf Henning, Bernhard Brink, Campino von Die Toten Hosen, Rodrigo Gonzalez von Die Ärzte, Arnim Teutoburg-Weiß von Beatsteaks, Dieter Hallervorden und Roland Kaiser. Aus der Politik versuchten Thomas Bareiß und Carsten Linnemann von der CDU, Robert Habeck, Claudia Roth und Katrin Göhring-Eckhardt von Bündnis 90/Die Grünen, Amira Mohamed-Ali von Die Linke und Christian Lindner und Wolfgang Kubicki von der FDP Gehör zu finden.
Jedes Wort war zu hören, berührt hat es sicher viele, ändern wird es aktuell fast nichts. Aber die Hoffnung stirbt ja bekanntlich immer zuletzt …
„Es ist nicht entscheidend, wie WEIT man es bringt,
sondern WIE man sein Ziel erreicht.“
© LANCIA